Geschichte des Vereins

Die Bündner Unterstützungsgesellschaft Zürich ging aus dem Bündnerverein Zürich hervor und wurde am 29. März 1927 im Restaurant Du Pont gegründet. Bis heute stehen soziale Verpflichtungen zugunsten von bedürftigen Bündnerinnen und Bündnern, wohltätigen Institutionen oder fürsorgerisch tätigen Einrichtungen vornehmlich im Heimatkanton im Zentrum. Die Vereinstätigkeit wird durch spontane Spenden, Legate von verstorbenen Mitgliedern und ordentliche Mitgliederbeiträge finanziert.

Die BUG Zürich war und ist stets eine helfende Hand in bitterer Zeit, handle es sich dabei um persönliche Notlagen aller Art, familiäre Schicksalsschläge, körperliche oder geistige Behinderungen, gezielte Ausbildungsförderung, oder Hochwasser-, Lawinen-, Erdbeben- oder Brandgeschädigte, Vermeidung von Obdachlosigkeit, Kosten für Betriebshelfer an notleidende Bauernfamilien usw. Die vielfältigen karitativen Unterstützungsleistungen erlangten speziell während Krisenjahren in Zusammenarbeit mit der „Zürcher Vereinigung für Soldatenwohl“ erhöhte Bedeutung.
Bis 2012 sind insgesamt gegen eine Million Franken an Unterstützungsbeiträgen ausbezahlt worden.

Die BUG Zürich weist einen Mitgliederbestand von rund 400 Personen auf. 13 Persönlichkeiten präsidierten seither die Organisation und 1995 nahmen erstmals Frauen Einsitz im Vorstand.

Zusätzlich zu den fürsorgerischen Leistungen bereichern gesellige Anlässe das Vereinsleben.

Während vieler Jahre fand in gediegenem Rahmen – zumeist in Zunfthäusern der Stadt Zürich - ein Familienabend mit Nachtessen und Tanz statt, der die Freundschaft und den Zusammenhalt unter Heimwehbündnern pflegte. Auch Reisen, Tagesausflüge, Besichtigungen in heimatlichen Gefilden oder in der Grossregion Zürich gehörten dazu.

Während annähernd dreissig Jahren – die Grünung erfolgte am 22. Januar 1983 - wurde regelmässig ein Frauentreff organisiert – zur Pflege der Geselligkeit unter BUG-ler Damen und quasi als Kontrapunkt zu dem nach alter Tradition ausschliesslich den Herren vorbehaltenen Beinwurstessen.

Veränderten modernen Gewohnheiten entsprechend verschwanden diese Veranstaltungen aber allmählich aus dem Vereinsleben.

An den Generalversammlungen wurden bis in die neuste Zeit die geistigen Beziehungen zum Heimatkanton mit prägnanten Vorträgen von zahlreichen profilierten Referenten aus Wirtschaft, Politik und Kultur Graubündens gepflegt, welche fundierte Informationen vermittelten und zu Diskussionen anregten. Erfreulicherweise war das zarte Geschlecht schon vor Einführung des Frauenstimmrechtes in der Schweiz teilnahme- und stimmberechtigt.

Im Zentrum der gesellschaftlichen Anlässe steht nach wie vor die Beinwurst: Nach der „Gesindewurst“ als profanes Nebenprodukt der „Metzgata“ aus früheren Zeiten (Schweinsohren, Schnörrli, Schwänzli und „Abfall vom Rind“) ist sie heute unbestritten die Königin der Würste. Denn nur das Beste vom Schwein wird von Vorstandsmitgliedern bei einem fachkundigen Metzger nach geheimem Rezept darin verarbeitet, mariniert und geräuchert. Einzig ein kleines Stück „Schwiischwenzli“ erinnert an ihre vulgäre Vergangenheit.

Ursprünglich beurteilten die Vorstandsmitglieder jeweils mittels mehrerer Probe-Essen, welchen Würsten aus den drei historischen Regionen Bündens die Ehre widerfahren solle, in edler Herrenrunde aufgetischt zu werden. Letztmals wurde 1981 in dieser Art abgestimmt – bis der Beschluss gefasst wurde, die Beinwurst inskünftig selber zu fabrizieren. So wurden Anfang 1982 die selbst ernannten „Metzgerlehrlinge“ im „Plantahof“ in Landquart von Fachkundigen eingehend ins Handwerk eingeführt und mit einschlägigem Hintergrundwissen ausgestattet. Allerdings führte die Entscheidung, welche einheimische Schweinerasse die geeignete sei, noch während einiger Jahre zu kontroversen Diskussionen.

Als bewährte Produktionsstätte steht seither die Fleischtrocknerei Kocherhans in Churwalden (heute Bell/Coop) unter der Leitung eines begnadeten Metzgermeisters und „Alchimisten“ zur Verfügung. Die einzelnen Produktionsschritte sind auch für die Nachwelt detailliert festgeschrieben und wohl behütet. Die Zubereitung der Beinwurst in der Gerstensuppe, das kann nicht genug betont werden, gehört zu den hohen Kochkünsten.

Die BUG-Beinwurst wird am jährlichen Beinwurstessen Ende Jänner im Hauptbahnhof Zürich zu edlem Veltliner Wein, Bündner Gerstensuppe, Salzkartoffeln, Sauerkraut sowie Apfelküchlein mit Vanillesauce und Schwarzem Kaffee mit Gebranntem serviert und umrahmt wird die Götterspeise mit stets hochwillkommenen musikalischen Darbietungen von Künstlergruppen aus dem Heimatkanton.

In den Jahren nach dem Weltkrieg wurden vom BUG-Präsidenten so genannte Beinwurstreden der tiefgründigen Art vorgetragen. Hier eine Auswahl origineller Titel: „Kapuzinerpredigt“, „Die Beinwurst im Lichte der schönen Künste – Die Wurstballade“, „Die Beinwurst in der Moderne, mit besonderer Berücksichtigung des Surrealismus“, „Wurst und Politik“, „Das Lied von der Beinwurst“, „Der Beinwurstsport“ usw.
Heute werden je eine bündnerische und eine zürcherische Persönlichkeit beiderlei Geschlechts aus Politik, dem Kulturleben oder der Wirtschaft an den Anlass eingeladen. Sie sind gehalten, den Abend mit besinnlichen und witzigen Reden zu würzen, welche die regionalen Eigenheiten und die vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen den beiden Kantonen zu vertiefen vermögen.

Das Beinwurstessen der BUG - ein von alters her ergreifender und geselliger Herrenabend. Aber nur bis und mit 2011. Denn ab 9. Februar 2012 nehmen erstmals in der Geschichte der BUG auch die Frauen gemeinsam mit den Herren der Schöpfung am Anlass teil, und zwar im selben Raum, verteilt an das Gespräch belebenden runden Tischen, mit demselben Menu, im selben Ambiente. Beide Geschlechter huldigen somit in Eintracht der Königin der Würste und vereinigen sich zeitgemäss zu einer äusserst fröhlichen und belebenden Gesellschaft – ein logischer, aber doch auch evolutionärer Schritt, der die Bündner Unterstützungsgesellschaft Zürich in die Zukunft führen soll und die Erweiterung des Vereins der mit jungen Kräften fördern möge, damit Mitbürgerinnen und Mitbürgern in Graubünden, die in Not geraten sind, weiterhin tatkräftig geholfen werden kann!